innerörtliche Hauptstraße

Die Aufnahmen zur Berechnung dieser Punktwolke konnten ohne Sperrung oder sonstige Behinderung des regulären Straßenverkehrs erstellt werden. Da praktisch jeder Bereich der Straße auf einer ausreichenden Anzahl Einzelbilder abgebildet ist, ist es unbedeutend, dass auch auf nahezu jedem Einzelbild Fahrzeuge abgebildet waren. Die Fahrzeuge tauchen in der Punktwolke nicht auf, da sie über alle Bilder betrachtet keine konstante Erscheinung sind. Lediglich am linken Bildrand sind scheinbare Löcher im Straßenbelag vorhanden. Dort waren durch einen Rückstau vor einer Ampelanlage nahezu permanent andere Fahrzeuge, sodass die Geländeoberfläche teilweise nicht rekonstruiert werden konnte. Dieser Rückstau erklärt auch die teilweise dunkle Färbung der Fahrbahn am linken Bildrand, da die stehenden Fahrzeuge in Verbindung mit der tief stehenden Sonne nahezu permanent einen Schatten auf die Fahrbahn geworfen haben.

In diesem Straßenbereich hatte sich ein Unfall mit einem in eine Einfahrt einbiegenden Fahrzeug ereignet. Die Endstellungen der Fahrzeuge waren nicht eingemessen worden. Es gab aber Lichtbilder von den Endstellungen. Mit Hilfe dieser 3-D-Rekonstruktion der Unfallstelle ließ sich die Aufnahmeperspektive dieser Lichtbilder nach Standpunkt, Höhe über der Fahrbahn, Richtung der Bildachse, Neigung der Bildachse zur Fahrbahn, Rotation des Bildes um die Bildachse und rechnerischer Brennweite eindeutig bestimmen. Hierfür muss eine ausreichende Anzahl geometrischer Merkmale aus der Örtlichkeit mit den Merkmalen auf dem Lichtbild in Deckung gebracht werden. Gerade in Ortslagen reichen die Merkmale auf der Fahrbahn hierfür zahlenmäßig häufig nicht aus. Architektonische Merkmale wie Dach- oder Fensterecken eignen sich aber ebenso gut.

Danach lässt sich ein 3-D-Modell der Fahrzeuge so in der 3-D-Örtlichkeit platzieren, dass es mit der Position auf dem Lichtbild bestmöglich übereinstimmt. Damit sind die Fahrzeugendlagen dann auch ohne ursprüngliche Einmessung sicher rekonstruiert. Versuche haben eine Abweichung von etwa 3 cm als Größenordnung des wahrscheinlichen Fehlers in der Fahrzeugposition und gut 1 ° in der Richtung der Längsachse ergeben.

Aus der so rekonstruierten Endlage ließen sich mögliche Einfahrlinien des abbiegenden Fahrzeugs ermitteln. Alle möglichen Fahrlinien führten dann zu einer eindeutigen Beantwortung der Beweisfrage. Ohne die Ermittlung einer räumlichen Geländebeschreibung der Unfallörtlichkeit wäre dies nicht möglich gewesen.

Es ist eine 3-D-Darstellung dieser Punktwolke verfügbar. Diese funktioniert auf den meisten aktuellen Desktop- und Laptop-Systemen unmittelbar im Web-Browser. Ältere Systeme sowie die meisten Smartphones und Tablets können die Punktwolken wegen ihres für solche Geräte zu großen Detailreichtums häufig nicht darstellen. Beispiele mit reduzierter Punktdichte, die auch auf solchen Systemen darstellbar sind, befinden sich in Vorbereitung.